Zoll erhält mehr Krypto-Verdachtsmeldungen als je zuvor
Erstaunlich: Wenn man mehr Verdachtsmeldungen verlangt, bekommt man mehr Verdachtsmeldungen. Im deutschen Geldwäsche-Geschehen spielen Krypto-Transaktionen dennoch so gut wie keine Rolle.
In den letzten Tagen konnte man mal wieder beobachten, wie sich Meldungen von der Wirklichkeit entkoppeln.
Vielerorts war zu lesen, dass Geldwäsche mit Kryptowährungen auf dem Vormarsch sei, weil bei der deutschen Financial Intelligence Unit (FIU) , angesiedelt am Zoll, mehr Verdachtsmeldungen mit Bezug zu Krypto-Transaktionen eingegangen sind als je zuvor.
Einen „Sprung“ um acht Prozent vermeldete das Fachmagazin PYMNTS.com, eine „große Rolle“ schreibt der juristische Fachverlag Beck „digitalen Währungen wie Bitcoin oder Ethereum“ bei der „Arbeit der Anti-Geldwäsche-Behörde Financial Intelligence Unit (FIU)“ zu, während die FAZ titelt „Mehr Geldwäsche mit Bitcoin und Co.“.
Tatsache ist: Laut der Aussage eines Mitarbeiters der FIU sind die Verdachtsmeldungen mit Bezug zu Krypto-Transaktionen im vergangenen Jahr um 8,2 Prozent auf 8.711 gestiegen. Damit entfallen 3,3 Prozent der knapp 266.000 Meldungen auf Krypto-Transaktionen. Hier von Sprüngen und großen Rollen zu reden scheint etwas aufgeblasen.
Auch ist zu bezweifeln, ob der Anstieg der Verdachtsmeldungen darauf hindeutet, dass, wie die FAZ titelt, auch mehr Geldwäsche mit Kryptowährungen stattfinde – oder ob man einfach nur genauer hinschaut und dementsprechend mehr entdeckt. Wenn jemand eine neue Brille bekommt, bedeutet das nicht, dass der Nachthimmel neue Sterne bekommen hat.
Die Gesetzgeber und Aufseher verschärfen laufend die Meldepflichten von Kryptodienstleistern sowie von Banken, wenn ein Zusammenhang zu Kryptowährungen besteht. Und wenn es mehr Anlässe gibt, bei denen die Meldepflicht greift – dann gibt es, nicht so arg überraschend, auch mehr Meldungen.
Im Juli 2024 trat das EU-Geldwäschepaket in Kraft, welches auch Krypto-Unternehmen in die Pflicht nimmt und genau definiert, wann Verdachtsmeldungen abzugeben sind; im Januar 2025 tritt die ToFR-Regulierung ein, die die Travel Rule mitsamt weiter verschärften Meldepflichten einführt.
Banken, Finanzdienstleiser und auch Krypto-Dienstleister haben vermutlich bereits 2024 begonnen, die neuen Regeln zu antizipieren: Sie führen strengere Kontrollen ein, vor allem durch Dienstleister, die die Blockchain nach verdächtigen Transaktionen durchsuchen, etablieren Prozesse, um Meldungen zu erstatten und so weiter.
Dass die Anzahl der Meldungen unter diesen Umständen mit moderaten acht Prozent steigt, bedeutet zunächst nicht viel. In keinem Fall dient es als Beweis, dass es eine Zunahme krypto-bezogener Geldwäsche gibt; mit ein wenig Fantasie könnte man daraus auch ablesen, dass diese zurückgegangen ist.
Nichtsdestoweniger wäre denkbar, dass das Volumen der Geldwäsche mit Kryptowährungen im vergangenen Jahr gestiegen ist. Schließlich war 2024 ein Hype-Jahr, in dem der Preis nicht nur konstant gestiegen ist, sondern auch medienwirksam ein neues Allzeithoch erreicht hat. Versprechungen, Kryptowährungen zu vermehren oder mit Shitcoin XYZ den „neuen Bitcoin“ zu kaufen, zünden in solchen Marktphasen in der Regel besser
Zudem gibt es Berichte, dass manche Spielarten des Online-Betrugs Kryptowährungen gehäuft missbrauchen und von Jahr zu Jahr höhere Umsätze machen. Daher wäre es denkbar, dass auch mehr Geld durch Kryptowährungen gewaschen wird – aber weder sind die Verdachtsmeldungen bei der FIU dafür (derzeit) ein geeigneter Indikator, noch zeigen sie eine mehr als minimale Rolle von Kryptowährungen in der Geldwäsche.
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