
Bereits 2020 richtete Michael Saylor sein Unternehmen Strategy, damals noch MicroStrategy, auf den Bitcoin aus und erklärte den Coin als „Primary Treasury Reserve Asset“. Dadurch wurde (Micro)Stratgy zum Pionier und Michael Saylor zum Bitcoin Evangelisten und Bitcoin-Rockstar, der gern gesehener Gast in Podcasts, Konferenzen und in den Medien ist. Aktuell geht die Anlagestrategie von Saylor noch voll auf. Der Durchschnittskaufpreis liegt bei rund 70.000 US-Dollar Bitcoin. Das Unternehmen hält derzeit, laut eigenen Angaben, 582.000 BTC.
Kein Wunder also, dass zahlreiche Unternehmen mittlerweile nachziehen. Dazu gehört beispielsweise Metaplanet, das als das „japanische MicroStrategy“ gilt und etwa 8.888 Bitcoin hält. Bis 2027 soll diese Zahl allerdings auf über 200.000 anwachsen. GameStop hat ebenfalls vor kurzem Bitcoin in seine Treasury integriert. Jetzt hat das französische Kryptounternehmen „The Blockchain Group“ bekannt gegeben, weitere 342 Millionen US-Dollar in Bitcoin zu investieren. Der zweitgrößte Bitcoin Wal hinter dem Schöpfer Satoshi Nakamoto ist übrigens nicht Strategy, sondern BlackRock. Der Vermögensverwalter verwaltet derzeit rund 636.000 BTC im Rahmen seines Spot ETF .
Warum der Einstieg von MicroStrategy und Co. in Bitcoin nicht unbedingt positiv ist
So manchem Bitcoin-Puristen wird bei diesen Zahlen das Herz bluten. Das hat mehrere Gründe. Der Erste liegt vermutlich auf der Hand. Wenn wenige große Akteure große Mengen an Bitcoin halten, können ihre Käufe oder Verkäufe den Markt massiv bewegen beziehungsweise den Kurs beeinflussen. Verkauft ein Wal plötzlich seine Bestände, kann das zu Abstürzen führen. Wobei das im Fall von Strategy eher unwahrscheinlich ist. Saylor riet seinen Followern schon, eher ein Organ zu verkaufen als ihre BTC.
Zudem wird Bitcoin zunehmend als „strategisches Asset“ für die Bilanzen großer Unternehmen gesehen – und nicht mehr als eigentlich dezentrale Währung für Individuen. Im schlimmsten Fall könnte Bitcoin ein Spielplatz für Unternehmen und institutionelle Spekulation werden – statt eines Werkzeugs für finanzielle Souveränität.
Widerspruch zum Prinzip der Dezentralisierung
Zudem widerspricht die Konzentration von Bitcoin in den Händen weniger großer Akteure den Grundprinzipien von Satoshi Nakamoto, dem Schöpfer der Kryptowährung. Bitcoin wurde ursprünglich als dezentrales, nicht kontrollierbares Finanzsystem konzipiert – als direkte Reaktion auf die Finanzkrise 2008 und das Versagen zentralisierter Institutionen. Anstelle eines offenen Peer-to-Peer-Netzwerks, das allen Menschen gleichermaßen Zugang ermöglichen soll, dominieren heute Unternehmen wie MicroStrategy, BlackRock oder Metaplanet mit ihren teils enormen Bitcoin-Beständen den Markt.
Diese Machtkonzentration bringt – neben den bereits genannten Risiken – zusätzliche Gefahren mit sich: Sie erhöht die Anfälligkeit für Manipulation, untergräbt die finanzielle Selbstbestimmung des Einzelnen und lässt die ursprüngliche Vision von Satoshi Nakamoto eines demokratisierten Geldsystems zunehmend verblassen. Wird Bitcoin zum strategischen Investmentvehikel großer Konzerne, verändert sich auch das Narrativ – weg vom digitalen „Geld für alle“, hin zu einem spekulativen Luxusgut für die Kapitalstarken. So droht Bitcoin genau das zu werden, wogegen es einst angetreten ist.
Zuletzt aktualisiert am 9. Juni 2025